100 Megapixel sind wirklich eine Ansage. Ich durfte letztens eine Woche mit der Phase One XF 100MP verbringen und möchte euch meine Erfahrungen damit nicht vorenthalten.
Vorweg gleich einmal: Eine 100 Megapixel Mittelformatkamera ist ein Werkzeug. Eines von dem ich mir genau überlege wann ich es brauche und das ich ganz gezielt einsetze. Warum ich das so betone?
Weil das ein Unterschied ist zu den Kameras die ich sonst verwende. Die kleine Olympus Pen F hab ich eigentlich immer bei mir (sie ist aber auch ein unverschämt schönes Teil) und die Canon 5ds ist mein ständiges Arbeitstier, das ich verwende um „geplant“ zu fotografieren, das bei Fototouren mitkommt, und das mich oft begleitet.
Die Phase One kommt gleich einmal in einem stabilen und schweren Koffer daher, mit „schnell mal auf Verdacht mitnehmen“ ist da eher nichts.
Wenn ich wirklich große Prints machen möchte zum Beispiel. Die müssen gar nicht gigantisch sein – es reicht schon zwei oder drei Meter und der Betrachter steht nahe am Bild – oder natürlich die ganz großen Kampagnen die riesengroß bewundert werden wollen 😉 Hier spielt Mittelformat seine Trümpfe aus.
(Beides kommt bei mir nur sehr vereinzelt vor – und hat – gemeinsam mit den 48.000 Euronen die man für ein Set mit einem Objektiv bezahlen muss – dazu geführt dass ich mir dieses Spezialwerkzeug immer nur dann hole wenn ich es brauche)
Warum ich auch gerne freie Projekte damit mache? Weil es mich aus meiner Routine holt. Wer kennt das nicht – der Winter hat uns noch immer fest im Griff, die spannenden Outdoor Locations sind alle unerreichbar weil man die Modelle nicht erfrieren lassen möchte und der Studio Blues setzt ein.
Mich hat die letzte Woche mit der Phase One wieder kribbelig gemacht – ich habe gerne damit gearbeitet, hatte Spaß am Fotografieren und bin jetzt wieder topmotiviert im Studio an eigenen Projekten zu arbeiten.
Das neue Gehäuse ist ein großer Schritt vorwärts, auch die Touch Screens machen Sinn und erleichtern das Arbeiten.
Der große Sensor ist spitze, der Dynamikumfang ist genial, die Farbwiedergabe ist ein Traum. Und die Auflösung ist einfach unglaublich – ich bin schon von den 50 Mp meiner 5ds schwer begeistert – aber was sich hier abspielt ist großes Kino.
Aber die Kamera fordert auch. Und zwar wesentlich genaueres Arbeiten. Ruhige Hände und kurze Verschlusszeiten bei available light (das Teil hat nicht umsonst einen Seismographen eingebaut!), bedachteres Forografieren.
(Meine Studioblitze schaffen mehrere Auslösungen pro Sekunde, und bei Portrait Sessions – speziell wenn Emotionen eingefangen werden – schieße ich auch ab und zu schnelle Serien) Jetzt war ich gezwungen langsamer zu arbeiten.
In meinem speziellen Fall hat das Spaß gemacht – ich kenne aber Situationen in denen es mich wahnsinnig machen würde.
Ich war froh, dass ich durch die 5ds meinen Speicherkartenpark aufgebohrt hatte – eine 128 GB Karte reicht bei der PhaseOne gerade einmal für knapp über 800 Aufnahmen (also rund 150 – 175 MB pro Bild). Ein 16 Bit TIFF in voller Auflösung kommt am Mac auf fast 500 MB – da hat die EDV schon ganz schön zu arbeiten.
Wenn man es aber geschafft hat den Fokus richtig zu setzen (der Autofokus ist gefühlt leider noch immer aus der Steinzeit) wird man mit einer atemberaubenden Bildqualität belohnt.
Ich habe auch available light probiert, mich mit high ISO gespielt und ein wenig experimentiert. Hier war mein Eindruck durchwachsen. Die Kamera spielt ihre Vorzüge am Besten bei niedrigen ISO Werten aus (obwohl sich im Vergleich zu früheren Sensoren das Rauschen verbessert hat).
Beim Bearbeiten ist man ebenfalls gezwungen viel genauer zu arbeiten. Einfach weil man um so viel mehr Details sieht und schlechte Retusche sofort erkennen kann.
Die Phase One XF100MP ist ein Ferrari. Unter den richtigen Bedingungen eingesetzt ein Traum mit fantastischen Ergebnissen. Für jeden Tag wäre sie mir wahrscheinlich zu anstrengend. Da fahr ich lieber mit dem Kombi spazieren (in meinem Fall die Pen F). Für die schöneren Ausfahrten kommt der Porsche (5ds) aus der Garage und wenns mal die Rennstrecke sein soll dann greife ich auf den Ferrari (Phase One) zurück 😉
Wie man so schön sagt – das richtige Werkzeug für die jeweilige Arbeit.
Hier gibts noch zwei Bilder von meiner Süßen, die mit der PhaseOne bei uns im Studio entstanden sind: