And Backup denkt man immer dann, wenn man es braucht. Und dann ist es meistens zu spät.
Damit es nicht so weit kommt (und weil ich damit den Monk in mir so herrlich ruhig stellen kann) hab ich mir vor einiger Zeit einen Ablauf für mein Datenmanagement vom gemachten Schuss bis zum (hoffentlich ewig haltenden) Backup überlegt und will ihn hier mit euch teilen. Vielleicht kann ich jemandem helfen den worst chase zu vermeiden – oder es weist mich jemand auf eine Lücke hin, die ich noch gar nicht bedacht habe.
Als ich begonnen habe digital zu knipsen hab ich mir über Speicher oder Speichersicherheit überhaupt keine Gedanken gemacht. Ich habe fröhlich meine 64 MB Speicherkarte auf mein Notebook entleert, dort alles gesammelt und gut wars. Backup? Wozu? Das machen große Firmen, die wichtige Daten haben.
Eines Tages kam was kommen musste – mein erster Festplattencrash.
Und ich saß komplett aufgelöst vor dem Computer. Ich war noch Student und hatte Zeit jedem File nachzulaufen – die Fotos vom Urlaub hatte ich meiner Freundin auf CD gebrannt – gerettet. Die Familienfeier hatte ich meiner Schwester auch auf ihr Notebook geladen – Check. Und so versuchte ich alles wieder aufzubauen. Vieles konnte ich retten – einiges blieb für immer verloren. Meine Lektion hab ich gelernt.
Heute sieht mein Workflow meistens so aus wie ich es unten beschreibe. Meistens sag ich deshalb, weil ich unterscheide. Wenn ich selbst auf Urlaub fahre und nur so nebenbei knipse, oder wenn ich im Studio ein Testshooting mache, das leicht reproduzierbar ist treibe ich nicht ganz so viel Aufwand wie bei einer Produktion, bei der 10 Leute am Set herumwuseln und wo der Tag ein kleines Vermögen kostet (und ich nicht alle nocheinmal kommen lassen möchte „weil ich Kaffee über mein MacBook geschüttet habe“) Und es gibt Momente, die niemals wiederkommen – und die Bilder, die diese festhalten verdienen sorgsamen Umgang.
Ab einer gewissen Preisklasse bieten Kameras ein sehr nettes Feature – zwei Kartenslots für Speicherkarten. Die kann man entweder nutzen um mehr Bilder machen zu können bevor man die Speicherkarte wechseln muss (was bei den derzeit verfügbaren 512GB Speicherkarten fast schon absurd klingt) oder – was ich gerne mache: um auf zwei Karten gleichzeitig zu schreiben.
Man hört immer wieder von Speicherkarten, die ihren Geist aufgegeben haben und Bilder mit ins digitale Grab genommen haben. Das kann ich nicht bestätigen. Ich muss sagen dass mir noch nie eine Speicherkarte eingegangen ist, obwohl ich von Minus 20 bis Plus 60 Grad bis zu 100 Prozent Luftfeuchtigkeit schon alles hatte. Vielleicht liegt es daran dass ich bei den Speicherkarten nicht spare (ich habe fast ausschließlich Karten von SanDisk im Einsatz) – und sie wo es geht sehr vorsichtig und sorgsam behandle.
Trotzdem kann es sein, dass einmal eine Karte nicht mehr lesbar ist. Dann hab ich die Bilder noch auf der zweiten Karte gespeichert. Hat man diese Möglichkeit der dualen Speicherung nicht kann es durchaus Sinn machen sich kleinere Speicherkarten zu kaufen und öfters zu wechseln. Im Falle des Falles sind dann nicht alle Bilder betroffen.
Wenn das Shooting beendet ist nehme ich eine der zwei Karten aus der Kamera an mich – falls die Kamera ins Meer fällt oder gestohlen wird. Wenn es eine große Produktion war sichere ich die Bilder auf mein MacBook und eine externe Festplatte. Somit sind die Bilder auf verschiedene Medien verteilt und an verschiedenen Orten gespeichert.
Am Arbeitsplatz lade ich die Bilder auf meinen Speicherserver. Ich hab dazu einen Synology Server mit 8 Festplatten im Einsatz, der maximal ca 32 TB Daten (also 8x4TB – theoretisch auch 8 x 6 TB aber den 6 TB Platten trau ich noch nicht ganz) fressen kann bevor ich ihn erweitern muss.
Ich lasse ihn mit RAID 5 laufen – das heißt wenn eine der Festplatten den Geist aufgibt sind die Daten noch sicher und der Server schreit Alarm. Den Fall hatte ich letztes Jahr gleich zwei Mal. Die entsprechenden Ersatzplatten habe ich jetzt auf Lager (um die Wartezeit auf die Lieferung einer Ersatzplatten zu minimieren). Kaputte Platte raus, neue Platte rein, den Rest erledigt das Gerät.
Der Server ist in mein Netzwerk (LAN – Funk ist noch zu langsam) eingebunden. Auf den Server kann ich mit all meinen Geräten zugreifen (MacBooks, Ipads, IPhones). Das ist super praktisch, weil ich zwei Bildbearbeitungsarbeitsplätze habe und wir an großen Produktionen öfters zu zweit arbeiten. Dann gibt es kein Versionenchaos und kein herumstecken von Sticks oder Platten – sondern alle arbeiten an der selben Datenbasis.
Der Speicherserver ist auch das Gerät für das Backup unserer MacBooks.
Was passiert aber wenn in meinem Server mehrere Festplatten gleichzeitig kaputt gehen, der Blitz einschlägt oder meine Wohnung unter Wasser steht?
Für diese Fälle mache ich von den Daten nochmals ein Backup. Ich habe einmal überlegt das ganz fancy über das Internet zu machen – einen zweiten Server an einen zweiten entfernten Ort zu stellen und die zwei zu synchronisieren. Aber dann schließe ich zwei große Fehlerquellen nicht aus: a) Mich selbst wenn ich etwas lösche was ich nicht löschen sollte und der zweite Server das mitmacht und b) Angriffe über das Internet.
Also nix fancy sondern ganz old school – ich habe eine Reihe von externen Festplatten (mittlerweile sind es eine ganze Menge) an einem zweiten Ort, auf denen ich meine Daten sichere. Ich ordne meine Bilder nach Jahren, und so reicht meist eine Platte für ein Jahr aus – die ich dann regelmäßig vom Server mit den aktuellen Daten befülle.
Zwei Mal im Jahr überprüfe ich die Backup Platten – und der Monk in mir kann wieder gut schlafen…